24.08.16

10 Regisseure, die man (er)kennen muss

10 Regisseure, die man (er)kennen muss

Aus Hollywood kommt oft derselbe Abklatsch. Die gleiche Schablone eines Films, den wir bereits zigfach gesehen haben. Story, Darstellung und Inszenierung hätten gefühlt von jedem sein können. Aber es gibt sie noch, die Regisseure mit eigener Handschrift! Künstler, die jedem Film ihren Stempel aufdrücken, so dass man sich im Kinosessel zurücklehnt und denkt: “Ha, typisch!!” Manche Regisseure sind dafür bekannt, sich auf bestimmte Genres zu konzentrieren. Auf diese Weise führt Nora Ephron gerne bei charmanten Liebeskomödien Regie, während Roland Emmerich Katastrophenfilme zu seinem Steckenpferd ernannt hat. Es fällt auch auf, wenn immer wieder auf dieselben Schauspieler zurückgegriffen wird, siehe etwa Publikumsliebling Christopher Nolan oder Erfolgsgarant Martin Scorsese. Doch wir reden nicht nur von einem Lieblingsthema oder einer lieb gewonnenen Besetzung. Manchmal sitzen auch Menschen im Regiestuhl, die eine ganz konkrete Vorstellung von der Richtung haben, in die ihr Film laufen soll. So etwas nennt man auch Autorenfilm, denn ähnlich einem Romanschriftsteller wirken die Regisseure bei sämtlichen Aspekten des Filmes mit, vom Drehbuch bis hin zum Schnitt. Das Ergebnis ist ein eigener Stil, der sich durch sämtliche Werke zieht.

In diesem Artikel fassen wir in aller Kürze zehn Regisseure zusammen, deren Filme eine unverkennbare Handschrift aufweisen. Der Einfachheit halber konzentrieren wir uns dabei auf männliche Kandidaten, die noch am Leben sind. Da es aber nicht um ein Ranking darüber geht, wer die beste Regiearbeit abliefert, wurden die künstlerischen Leiter nach ihrem Geburtsdatum gelistet.

Woody Allen: Tragikomische Dialoge in der Großstadt

Wenn ein neurotischer, intellektueller Hypochonder vor der Kamera mit seinem Leben hadert, dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Film von Woody Allen. Die Skyline von Manhattan und Jazz-Musik im Hintergrund steigern die Chancen zusätzlich. Tatsächlich gibt es bereits fast fünfzig Filme, die unter Allens Regie entstanden sind. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass sich sein Stil mit den Jahrzehnten zum Teil veränderte. In seinen Anfangsjahren brachte er häufig Slapstick-Komödien heraus oder ernste Dramen, die in etlichen Punkten an die Werke seines Idols Ingmar Bergman erinnern. Inzwischen verbindet man das Werk von Woody Allen jedoch hauptsächlich mit Tragikomödien, die den Alltag zynisch auf die Schippe nehmen und bisweilen mit etwas fantastischer Magie würzen. Da kann es schon mal passieren, dass sich ein in Lumpen gekleideter Chorführer heimlich in die Geschichte einmischt und dem Protagonisten zum Ehebruch verhilft.

Unterschiedliche Handlungs- oder Realitätsebenen sind ein weiteres Markenzeichen wie das häufig auftretende „Sad Ending“. Gerade noch lacht man über die Peinlichkeiten der Hauptfiguren, bis einem klar wird, dass sich bereits dunkle Verzweiflung in die Story geschlichen hat. Es spielt auch keine Rolle, ob die Figuren durch New York oder irgendeine Großstadt in Europa laufen. Paranoia, jüdische Witze, Machtphantasien und psychiatrische Behandlungen sind an der Tagesordnung. Doch durch die pointierten Dialoge und die gelungene Situationskomik lässt man das Elend der Protagonisten nicht an sich herankommen. Meistens wird unter den Figuren so dermaßen viel gesprochen, dass es dem Zuschauer schwer fällt, die rein geistige Ebene zu verlassen. Zusätzlich haben Allens Filme häufig den Anschein, autobiographisch angehaucht zu sein; wirklich sicher sein kann man sich nicht. Was jedoch klar ist: Die Filme von Woody Allen haben sich in der Geschichte von Hollywood längst einen Ehrenplatz verdient.

Fünf seiner bekanntesten Werke: Der Stadtneurotiker, Manhattan, Ehemänner und Ehefrauen, Vicky Cristina Barcelona, Midnight in Paris

Brian de Palma: Böse Kameraspielchen

Die Kamera zeigt auf eine Frau, die jemanden ermordet; dann schwenkt sie langsam zum Fenster auf einen Unbekannten, der das Ganze heimlich beobachtet. Sie zoomt näher an seine Hand heran: die Finger umschließen ein Messer! Ist dies eine Szene aus einem Brian de Palma-Film? Oder vielleicht doch eher von Alfred Hitchcock? Beide Fälle wären nicht auszuschließen, denn de Palma macht keinen Hehl aus der Tatsache, dass er ein großer Hitchcock-Fan ist. Plansequenzen, in denen mit laufender Kamera statt Schnittbildern gearbeitet wird oder der Hang zu Nahaufnahmen sind beliebte technische Mittel beider Regisseure. Doch auch was die Erzählstruktur oder diverse Themen angeht, nimmt Brian de Palma sich gerne den Meister des Thrillers als Vorbild. Seine Filme handeln von Mord, Obsession, Voyeurismus und anderen psychischen Störungen. Gerne wird das Ganze im Film Noir-Style inszeniert, sprich: düstere Krimistimmung und ein Held, der sich von einer gefährlichen Frau verführen lässt. Dabei wird die Story voller Emotionen und Gewalt stets in filmtechnische Bilder verpackt. So ist de Palma unter anderem für das Mittel des Split Screens bekannt, also eine Bildschirmaufteilung, in der mehrere Handlungsstränge gleichzeitig verfolgt werden können. Auch lange Kamerafahrten oder das Filmen mit Schwebestativ sind deutliche Kennzeichen seiner Filme. Wir können also kurz gesagt das Meisterspiel der Kamera bewundern, während die Protagonisten mörderische Intrigen schmieden. Klingt nach guter Unterhaltung!

Fünf seiner bekanntesten Werke: Der Tod kommt zweimal, Fegefeuer der Eitelkeiten, Mission: Impossible, The Black Dahlia, Passion

David Lynch: Interpretation von farbenfrohen Mysterien

David Lynch begann seine künstlerische Karriere mit dem Malen von Bildern. Und in gewisser Weise merkt man das seinen Filmen an. Denn statt dem stringenten Erzählen einer Geschichte werden uns vielmehr bunte und geheimnisvolle Szenen vorgesetzt, die zur Interpretation auffordern. Zumindest trifft das auf die Werke von ihm zu, für die er bekannt ist und bewundert wird. Eine Szenerie im lynchen Sinne breitet also eine Kleinstadt mit wunderschönen, grasgrünen Wiesen vor uns aus, eine perfekte Fassade voller Geborgenheit. Doch im Busch lauert bereits das Grauen, ein perverses, brutales und dunkles Geheimnis. Und dieses zeigt sich bis zum Ende der Story nur so weit, dass wir es erahnen, jedoch nicht erfassen können. Denn Lynch greift gerne auf das Traumhafte zurück.

Häufig verweist er darauf, dass man als Zuschauer auf seine Intuition vertrauen muss. Das heißt im Klartext: Weg von der linearen Handlung, weg von den übergeordneten, rationalen Strukturen! Es lebe der paradoxe Irrationalismus. Die Figuren sind skurril, die Story dreht sich um Gewalt und unterdrückte Begierden. Zwischendurch kann es auch mal passieren, dass man mitten in der Geschichte einen neuen Protagonisten vorgesetzt bekommt, der scheinbar nichts mit dem bisherigen Geschehen zu tun hat. Klare Auflösungen finden sich selten. Manchmal bietet David Lynch aber eine kleine Hilfestellung an. So lieferte er beispielsweise zehn Hinweise, um das mysteriöse Geschehen im Film Mulholland Drive zu entschlüsseln – die Fans stürzen sich voller Begeisterung auf die dargebotenen Rätsel. Der Rest bleibt verwirrt. Und kann sich ja die Bilder ansehen.

Fünf seiner bekanntesten Werke: Eraserhead, Twin Peaks (Serie), Blue Velvet, Lost Highway, Mulholland Drive

Pedro Almodóvar: Dramen in bunter Verpackung

Wir verlassen vorerst die amerikanische Traumfabrik und segeln hinüber nach Spanien. Dort ist es üblich, dass die Frauen in hübschen Kleidern und High Heels mit ihrer Mutter am Telefon schimpfen, während sie sich parallel darüber Gedanken machen, was sie jetzt mit der Leiche in ihrer Gefriertruhe anstellen sollen. Zumindest könnte das Spanien sein, wenn es nach den Filmen von Pedro Almodóvar geht. Kaum ein Werk trägt die Handschrift ihres Regisseurs so deutlich wie das von Almodóvar. Seine Filme sind eine skurrile Mischung aus Komödie und Melodram. Während uns die Story grausame „Schundthemen“ wie Vergewaltigung oder Mord um die Ohren haut, gaukeln uns die bunten Bilder und überspitzten Dialoge vor, wir hätten es mit harmlosem Klamauk zu tun. Auffällig ist auch die komplette Abwesenheit von moralischen Werturteilen. Von Transvestiten bis hin zu Mördern findet sich alles in Almodóvars Geschichten, ohne dass groß Anstoß daran genommen wird. Dafür sind die einzelnen Figuren zu vielschichtig, jeder von ihnen macht Fehler und zeigt dann wieder überraschend seine guten Seiten.

Neben den schrillen Persönlichkeiten und dem überzeichneten Handlungsverlauf liegt Almodóvars Spannung auch in der Art und Weise seiner Erzählung. Die Story ist meist verschachtelt und präsentiert dem Zuschauer unterschiedliche Handlungsstränge, die erst gegen Ende zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Wir versuchen es mit einer Metapher: Filme von Pedro Almodóvar sind wie ein bunt leuchtendes Bonbon und wenn man es auspackt, erscheint ein nervöser Geist, der erzählt, dass er seinen Bruder umgebracht hat, weil dieser etwas mit der Frau seines Sohnes hatte, die mal ein Mann gewesen ist. Unvergleichlich.

Fünf seiner bekanntesten Werke: Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs, Alles über meine Mutter, Sprich mit ihr, Volver, Die Haut, in der ich wohne

Lars von Trier: Ästhetische Verstörung

Vom hübsch gekleideten, spanischen Melodram geht es nun weiter mit dänischer Grausamkeit. Die Rede ist natürlich von Skandal-Regisseur Lars von Trier. Der Mann ist bekannt für seine Depressionen und Phobien, die er gerne in seinen Filmen verarbeitet. Und das spürt man auch. Mit seinen expliziten sexuellen Darstellungen und einem hohen Anteil von Gewalt schockiert er nicht nur die Filmindustrie, sondern sorgt zum Teil für internationale Empörung. Mit seinen Werken bekämpft er die Philosophie der Gutmenschen und stellt das klassische Konzept von Gut und Böse in Frage.

Nun ist es aber nicht nur verstörende Provokation, die seine Filme ausmacht. Oder gibt es wirklich so viele Menschen, die sich unbedingt anschauen wollen, wie eine Frau ihrem Ehemann eine Werkbank ans Bein nagelt? Tatsächlich ist von Trier auch ein Meister des Fachs, wenn es um kunstvolle Inszenierungsmethoden geht. Ob der ganze Film nun theatergleich auf Kulisse verzichtet oder ein kleiner Junge in Zeitlupe zu wunderschöner Bild- und Tonästhetik aus dem Fenster fällt, dieser Mann ist immer für eine Überraschung gut. Ein Traum für Intellektuelle, denen es um die reine Analyse der jeweiligen Umsetzung geht. Technisch und formal gesehen bietet Lars von Trier immer wieder etwas aufregend Neues, an dem sich andere Leute mit seinem Beruf durchaus ein Beispiel nehmen könnten. Seine Filme werden ausgiebig und kontrovers diskutiert, doch damit ist ihm bereits etwas Großes gelungen: Er bleibt in den Köpfen der Zuschauer.

Fünf seiner bekanntesten Werke: Breaking the Waves, Dancer in the Dark, Dogville, Antichrist, Melancholia

Wong Kar Wai: Stimmungsvolle Einsamkeit

Es spielt keine Rolle, ob die Figuren von Wong Kar Wai Polizisten oder Verbrecher, männlich oder weiblich, heterosexuell oder homosexuell, chinesisch oder amerikanisch sind. Ob sie nun in den 30ern leben oder als Androide in einer fiktiven Zukunft. Sie alle gleichen sich in vollständiger Einsamkeit. Unerfüllte Liebe, Sehnsucht und melancholischer Schmerz ziehen sich durch jeden Film unseres chinesischen Autorenfilmers. Damit der Zuschauer aber auch wirklich emotional in die Handlung gezogen wird, gibt es zahlreiche Inszenierungsmethoden, die gut und gerne häufiger angewandt werden. Ein Beispiel hierfür wäre der Protagonist, der gleichbleibend ruhig im Vordergrund zu sehen ist, während sich hinter ihm das Geschehen im Schnelldurchlauf abspielt. Denn gerade die Hektik von Großstadtmenschen verdeutlicht den Kontrast zum traurigen Alleingänger. Auch die Musik wird zur Unterstützung von Atmosphäre des Öfteren herangezogen: Häufig entwickelt sich bei Wong Kar Wai eine Szene, in der ein kompletter Song läuft, ohne dass viel passiert. Insgesamt wird nicht auf Handlung gesetzt, der Fokus liegt auf den Bildern und welche Gefühle dabei erzeugt werden. Passend dazu existiert selten ein Drehbuch von Wong Kar Wai, er gibt den Darstellern lieber Stichpunkte vor.

Voll von inneren Monologen und introspektiven Momenten versuchen sich seine Figuren einen Weg an das Ende ihrer Einsamkeit zu kämpfen. Teilweise wird dabei auf Stalking oder Suizid zurückgegriffen, ein Happy End gibt es entsprechend selten. Wir haben es nicht mit Filmen zu tun, in denen wir den Hauptpersonen applaudieren dürfen. Stattdessen greifen sie sich unser gesamtes Mitleid und versetzen uns in bittersüße Melancholie. Oftmals für mehrere Stunden.

Fünf seiner bekanntesten Werke: Chungking Express, Ashes of Time, In the Mood for Love, 2046, My Blueberry Nights

Tim Burton: Warmherziger Horror mit Hang zum Surrealen

Die Filme von Tim Burton beginnen fast immer damit, dass die Kamera ein bestimmtes Objekt verfolgt. Dabei kann es sich um einen Schmetterling, ein Ufo oder auch um Blut handeln, das sich seinen Weg durch diverse Filmlandschaften bahnt. Doch diese Art von Vorspann ist nicht das einzige, das sich immer wieder durch Burtons Werke zieht. Da wäre auch der Hang zur gleichen Besetzung (Johnny Depp, Helena Bonham Carter …) und natürlich die Tendenz zu Themen, die sich stetig wiederholen. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn wäre so ein Beispiel, ebenso die Wiederkehr vom Tod oder die Verknüpfung zweier Welten. Das Ganze wird dann noch mit bizarren und morbiden Elementen ausgeschmückt und Tadaaa! – Haben wir einen Film von Tim Burton!

Nein, eigentlich immer noch nicht so ganz, denn das Augenfälligste an seinem Gesamtwerk ist beinahe die Kulisse. In seinem Fall trifft es Bühnenbild besser, denn sämtliche Szenarien und Figuren bestechen durch ihre puppenhafte Künstlichkeit oder durch schrille Kontraste. Düsterer Gothic-Grusel und bunte Kindlichkeit reichen sich permanent die Hand. Manchmal ist es so, als hätte Disney einen Horrorfilm auf den Markt geworfen … Im Vergleich zu den schwermütigen Arbeiten von Lars von Trier und Wong Kar Wai laufen Burtons Filme wieder in eine humorvollere Richtung. Diese ist jedoch ziemlich skurril und entsteht vor allen Dingen durch das Aufeinanderprallen von Widersprüchlichkeiten. Der Regisseur selbst empfindet seine Filme übrigens nicht als düster. Und in gewisser Weise hat er auch Recht, denn aus dem Kino kommt man immer mit einem guten Gefühl.

Fünf seiner bekanntesten Werke: Batman, Edward mit den Scherenhänden, Sleepy Hollow, Charlie und die Schokoladenfabrik, Sweeney Todd

Quentin Tarantino: Blutspritzende Kino-Hommage

Viele sehen in den Werken von Quentin Tarantino eine Bekennung zur Gewaltverherrlichung, untermalt von Oldie-Soundtrack. Doch seine Filme sind so viel mehr als das! Mit der linearen Erzählstruktur wird ungehemmt gebrochen, stattdessen springen wir in den meisten seiner Filme von der Zukunft in die Gegenwart und dann wieder in die Vergangenheit. Freundlicherweise macht uns Tarantino des Öfteren mit seinen „Kapitelüberschriften“ darauf aufmerksam. Ja, das Blut spritzt bei ihm manchmal geradezu karikativ, viel spannender ist aber die Tatsache, dass er seine Vorlieben so dermaßen öffentlich und kunstvoll zur Schau stellt. Sein Fußfetischismus etwa findet sich immer wieder in seinen Werken, außerdem platziert er diverse Objekte so kontinuierlich, dass die Fans geradezu danach suchen. Zu diesen Objekten zählen unter anderem silbernes Klebeband, Chevrolets und diverse eigens erfundene Marken wie die „Red Apple“-Zigaretten oder die Fast Food-Kette „Big Kahuna Burger“.

Ein weiteres Merkmal ist, dass er gefühlt ständig auf Figuren seiner anderen Filme anspielt. Doch geehrt wird nicht nur das eigene Werk: Regelmäßig bedient sich Tarantino diverser Stilmittel aus Genre-Filmen, an denen er Gefallen gefunden hat. Dazu gehören schräge B-Movies, Italowestern oder Martial Arts-Filme. Die bereits erwähnte musikalische Tendenz zu Oldies sorgt zusätzlich für ein gewisses nostalgisches Flair. Technisch gesehen fühlt sich Quentin Tarantino zu langen Kamerafahrten und Großaufnahmen hingezogen, wobei eines seiner Markenzeichen der Trunk Shot ist, also der Blick aus einem Kofferraum. Oder natürlich der Mexican Standoff, ein beliebtes Mittel aus Westernfilmen, in denen sich mehrere Gegner plötzlich gegenüber stehen. Gerade die Gewalt findet sich häufig in einem sehr künstlichen Kontext wieder, zum Beispiel in Form einer vorübergehenden Animationsszene. Was man Tarantino auch vorwerfen mag: der Mann liebt das Kino.

Fünf seiner bekanntesten Werke: Reservoir Dogs, Pulp Fiction, Kill Bill, Inglourious Basterds, Django Unchained

Michael Bay: Explosionen für alle!

Laut eigener Aussage sind die Filme von Michael Bay für Jungs im Teenageralter. Das erklärt auch, warum seinen Werken so oft anspruchslose Zweidimensionalität vorgeworfen wird. Denn statt auf Handlung setzt dieser Regisseur vor allem auf eins: Action, Action und noch mehr Action. Nichtsdestotrotz gibt es viele Merkmale, die auch den Stil von Michael Bay unvergleichlich kennzeichnen. Mit einer Vergangenheit in der Musikvideobranche spielen vor allem akustische Reize eine Rolle in Bays Gesamtwerk, zum Beispiel der Gebrauch großer Balladen statt Dialog, wenn wir es gerade mit einem Liebespaar zu tun haben. Auch dem Rest seiner Filmästhetik ist diese Erfahrung bisweilen anzumerken. Die Geschichte wird immer schnell auf den Punkt gebracht, fast als hätte man nur wenige Minuten Zeit, sie zu erzählen.

Was in keinem Michael Bay-Film fehlen darf, ist die große Explosion. Stopp, der Singular ist in diesem Fall nicht angebracht. Die großen Explosionen sind praktisch das Markenzeichen von Michael Bay! Wenn nicht an irgendeiner Stelle Menschen, Autos, Schiffe oder ganze Häuser in die Luft fliegen, dann kann es unmöglich ein Film von ihm sein. Special Effects sind Bays große Leidenschaft. Dafür lässt er wenig Raum zur Interpretation. Seine Geschichten werden stets zu Ende erzählt, ohne dabei unnötig zu verwirren. Weitere beliebte Methoden von Michael Bay sind der Einsatz von Zeitlupe oder der Kamerastandpunkt aus einer niedrigen Position, um mehr Ehrfurcht vor etwas zu erwecken. Bombastische Szenen sind das große Ziel. Sind genügend davon vorhanden, ist Bays neuer Film im Kasten.

Fünf seiner bekanntesten Werke: Bad Boys, Armageddon, Pearl Harbor, Die Insel, Transformers

Wes Anderson: Schräge Vögel im geordneten Chaos

In einem Interview sagte Regisseur Wes Anderson einmal: „Das Chaotische ist natürlich.“ Auf seine Filme trifft diese Aussage jedoch kaum zu. Denn so unübersichtlich manche Szenen zunächst scheinen, jedes einzelne Objekt ist perfekt konstruiert. Da passt die Farbe der Wand zur Gemütsstimmung der Figuren und das Buch, das scheinbar achtlos auf dem Boden liegt, erklärt die Vergangenheit ihrer Beziehung. Jeden seiner Filme betrachtet Anderson als großes Projekt, wo noch das kleinste Detail wohl überlegt ist. Kurz gesagt: das Ziel ist inszenatorischer Maximalismus. Um das zu bemerken, muss man Wes Andersons Filme jedoch geradezu analytisch betrachten. Als deutlich auffälliger erweisen sich seine schrägen Figuren. Geradezu realitätsfern haben wir es meist mit idealistischen Träumern zu tun, die sich in gewisser Hinsicht weigern, erwachsen zu werden. Die Konsequenz sind melancholische Gespräche und absurde Situationen. Der Humor entsteht dabei meist im Kontext.

Ein weiteres auffälliges Merkmal der Anderson-Filme ist die Vorliebe zum Retro-Design. Gerne taucht da der eine oder andere Plattenspieler auf, Koffersets aus Leder und Holz oder altmodische Lampenschirme auf Spitzendeckchen. Am besten natürlich in besonders bunten und grellen Farben. In unserer digital geprägten Zeit passt das ja auch ganz gut zu diesen typischen Wes Anderson-Figuren, die meistens Außenseiter der Gesellschaft sind. Häufig erinnern sie auf tragikomische Weise an den selbst ernannten Ritter Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft. Denn auch sie verkriechen sich gerne in ihrer eigenen Welt und behalten trotz zahlreicher Macken die Sympathie der Zuschauer auf ihrer Seite. Als Außenseiter darf man auch Wes Anderson bezeichnen, jedoch im positiven Sinne. Seine melancholisch-bunten Komödien lassen sich in der Filmfabrik mit nichts vergleichen.

Fünf seiner bekanntesten Werke: Die Royal Tenenbaums, Die Tiefseetaucher, Darjeeling Limited, Moonrise Kingdom, Grand Budapest Hotel

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