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Tim | 26.06.2025

Spielzeug-Stormtrooper sitzt nachdenklich auf einer Toilette und liest eine Zeitung – ein humorvoll inszeniertes Star-Wars-Motiv

Galaxis in der Warteschleife – warum Star Wars nicht vom Fleck kommt

"Immer in Bewegung ist die Zukunft", sagt Yoda. Und selten war das für Star Wars so zutreffend wie heute – vor allem, wenn man aufs Kino schaut, denn: Sechs Jahre sind seit dem letzten Star Wars-Film vergangen. Was nun wirklich nicht lang ist, gerade wenn man an frühere Pausen zwischen zwei Trilogien denkt. Von daher: Alles super, lasst euch ruhig Zeit und macht was Geiles. Nur leider hat Lucasfilm in diesen sechs Jahren mehr als 20 Star Wars-Filme angekündigt, vage angedeutet oder mit großem Tamtam vorgestellt – von denen die meisten aber wieder in der Versenkung verschwunden sind. Was zum Teufel ist da los? Und warum sieht es bei den Serien auch nicht rosig aus?

Ankündigungen ohne Sinn und Verstand

Nur zwei Star Wars-Filme haben aktuell einen Starttermin fürs Kino, namentlich The Mandalorian and Grogu sowie Star Wars: Starfighter. Über den allermeisten Projekten aber schwebt ein großes Fragezeichen. Ja, wenn man ehrlich ist, wirkt es fast, als hätten Disney und Lucasfilm völlig planlos einfach Zeug angekündigt, das bei irgendwelchen Autoren als Idee in der Schublade vergammelte. Gehen wir die Liste doch mal durch.

Simon Kinberg (X-Men, Der Marsianer) soll sich an einer neuen Trilogie versuchen, die, so wird gemunkelt, als Episode X bis XII gelten. Das Ganze wäre also vermutlich eine Fortführung der Skywalker-Saga, bei der auch Rey eine Rolle spielen könnte. Wobei die ja auch ihren eigenen Film bekommt, unter der Regie von Sharmeen Obaid-Chinoy (Ms. Marvel). Als Autoren hat das Projekt bislang Damon Lindelof (Lost, Watchmen), Justin Britt-Gibson (Counterpart) und Steven Knight (Peaky Blinders) verbrannt, aktuell kümmert sich George Nolfi (The Bourne Ultimatum) um das Skript.

Auch James Mangold (Logan) arbeitet an einem Star Wars-Film, der tausende von Jahren in der Vergangenheit spielen und sich um die ersten Jedi drehen soll. Der neue Chief Creative Officer bei Lucasfilm, Dave Filoni (Ahsoka, The Clone Wars), werkelt ebenfalls an einem Projekt, das als Cinematic Event beschrieben wird und die erfolgreicheren Star Wars-Serien zusammenbringen und zwischen Episode VI und VII spielen soll. Nicht zu vergessen der lange angekündigte Film von Taika Waititi (Thor: Ragnarok), über den wir … nix wissen. Außer, dass er noch kommen soll. 

Und das waren nur konkrete Projekte, die aktuell noch irgendwie aktiv in Entwicklung sind! Was aber ist mit dem oft erwähnten Film über Lando Calrissian mit Donald Glover (Atlanta)? Oder die eigene Star Wars-Trilogie vom Die letzten Jedi-Regisseur Rian Johnson (Knives Out), die man noch vor dem Release von Episode VIII rausposaunt hat? Oder Rogue Squadron von Patty Jenkins (Wonder Woman), der gefühlt durch Starfighter ersetzt wurde? Nichts davon wurde offiziell beerdigt – im Gegensatz zur angedachten Trilogie der Game of Thrones-Macher David Benioff und D.B. Weiss oder dem Film von Marvel-Chef Kevin Feige. Und dann gab’s noch Meldungen um eine Art Star Wars-Horrorfilm Tony Gilroy (Andor, Michael Clayton) sowie ein Projekt über Jabba the Hutt von Guillermo del Toro (The Shape of Water).

Hat jemand mitgezählt? Mit den in Produktion befindlichen Projekten sprechen wir von 20 Filmen – und ich habe garantiert noch Kram vergessen!

Warum ist ein Star Wars-Film eigentlich so schwierig?

Dass es an der Filmfront kriselt, ist gar nicht so neu. Denn auch die zuletzt erschienenen Filme hatten teils heftige interne Probleme! Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers sollte ja eigentlich von Colin Trevorrow (Jurassic World) inszeniert werden und auf den Namen Duel of the Fates hören – das geleakte Drehbuch war übrigens richtig nice! Doch Disney war so gar nicht zufrieden damit und holte Jack Thorne (Adolescence) als Autor an Bord und ersetzte Trevorrow durch J.J. Abrams, der Episode VII: Das Erwachen der Macht inszenierte. Und dann wäre da noch die größte Box-Office-Bruchlandung der Galaxis, Solo: A Star Wars Story. Mitten in der Produktion wurden die Regisseure Phil Lord und Chris Miller (The Lego Movie) gefeuert und durch Routinier Ron Howard (A Beautiful Mind) ersetzt. Und selbst der gefeierte Rogue One: A Star Wars Story war alles andere als eine entspannte Produktion. Berichten zufolge soll nur rund ein Drittel des fertigen Films von Regisseur Gareth Edwards (The Creator) stammen, für den Großteil hingegen zeichnet wohl Tony Gilroy verantwortlich.

Kurzum: Es läuft nicht. Und es lief auch nicht. Was besonders schade ist, wenn man sich das größte Problem der Sequel-Trilogie ins Gedächtnis ruft. Nämlich, dass es offensichtlich keinen großen Plan gab, der die Story der drei Filme zusammengehalten hätte. Stattdessen wurde von Projekt zu Projekt gedacht und spontan irgendwelches Zeug entschieden. Ich als optimistischer Fan würde ja annehmen, dass die Verantwortlichen diesen Fehler nicht wiederholen wollen, was man sogar öffentlich gesagt hat. Aber dann schaue ich mir an, wie viele Projekte in so kurzer Zeit angekündigt wurden und lasse alle Hoffnung fahren. Zumal Lucasfilm-Chefin und Produktionslegende Kathleen Kennedy (Indiana Jones, E.T., Jurassic Park, Zurück in die Zukunft …) das Unternehmen in der nächsten Zeit verlassen wird, was vielen der oben genannten Projekte ein rasches Ende bescheren könnte.

Aber zwei Filme gibt’s ja!

Fairerweise muss ich erwähnen, dass bei allen Schwierigkeiten trotzdem zwei Filme in Produktion sind, die auch einen Starttermin haben. Da wäre zunächst The Mandalorian and Grogu, der im Mai 2026 auf die große Leinwand kommt. Der Film Jon Favreau (Iron Man, Der König der Löwen) wird, nach allem, was wir wissen, einfach die Serie fortführen. Favreau und Dave Filoni waren nämlich eigentlich mit der vierten Staffel von The Mandalorian beschäftigt, als es 2023 zum großen Hollywoodstreik kam. Das veranlasste Lucasfilm zu einer Planänderung, also gab man diesen Film statt eine weitere Staffel in Produktion. Was auch bedeutet, dass es völlig unklar ist, ob wir nochmal eine weitere Staffel sehen werden. Während der D23 im Jahr 2024 wurde angekündigt, dass der Film eine Art Startpunkt für weitere Filme sein wird – was auch immer das heißen mag.

Dann wäre da noch Star Wars: Starfighter von Shawn Levy (Deadpool and Wolverine) mit Ryan Gosling in der Hauptrolle. Der Film wurde während der Star Wars Celebration 2025 angekündigt und soll 2027 im Kino starten. Details zur Story gibt es kaum, laut Kathleen Kennedy wird Starfighter aber nach den Ereignissen von Episode IX spielen, möglicherweise fünf oder sechs Jahre später. Das Ganze ist eher als Einzelfilm geplant und soll sich hauptsächlich auf neue Charaktere konzentrieren, wobei Kennedy Auftritte von Figuren der Sequel-Trilogie nicht ausschließt.

Alles anders bei den Serien … oder?

Ein paar Jahre ohne Star Wars-Film – big deal! Zwischen Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter und Episode I: Die dunkle Bedrohung lagen 16 Jahre, zwischen Episode III: Die Rache der Sith und Episode VII: Das Erwachen der Macht immerhin zehn Jahre. Wen interessiert das, wo wir doch die ganzen geilen Serien haben? Nur … sind die Serien so geil? Und wird’s die in Zukunft in der aktuellen Form überhaupt noch geben?

Klar,The Mandalorian war ein Megaerfolg und schaffte es mit der geballten Vermarktungspower von Baby-Yoda (ich weiß, dass das Kerlchen anders heißt …), die kulturelle Debatte über Monate, wenn nicht Jahre zu bestimmen. Am Ende der ersten Staffel sah das Gras der Star Wars-Zukunft so wunderbar frisch und grün aus wie Grogu himself, es war einfach herrlich. Und ein Stück weit innovativ! The Mandalorian sorgte mit dem vermeintlich altbackenen Monster of the Week-Ansatz für frischen Wind in der Serienwelt, während eine Show wie Andor zeigte, dass Star Wars auch als düsterer Spionagethriller funktioniert. Und zwar ganz ohne Jedis, unnötige Cameos oder niedliche Kreaturen, die man auf Lunchboxen kleben kann.

Doch leider haben die Verantwortlichen aus irgendwelchen Gründen beschlossen, dass man keine mutigen, neuen Geschichten mehr braucht, sondern immer wieder Aufgüsse von Figuren, die wir schon kennen. Und so traten plötzlich Ahsoka Tano, Bo-Katan Kryze, Boba Fett und Luke Skywalker auf – und das nur in der zweiten Mandalorian-Staffel. Aber warum muss auf einmal alles wieder mit der Skywalker-Saga in Verbindung gebracht werden? Ja, The Book of Boba FettObi-Wan Kenobi und Ahsoka sind irgendwie unterhaltsam, dem Universum fügen sie aber nichts Neues hinzu. Schade, dass das teure The Acolyte, das durchaus andere Ansätze hatte, von vielen Fans komplett abgelehnt wurde.

Kein Erfolg in Serie

Falls du dich jetzt fragst "Was hat der eigentlich für ein Problem? Es gibt doch dein olles Andor": Das stimmt, aber ein weiteres Andor wird’s halt nicht geben. Im Juni 2025 sagte der Serienschöpfer Tony Gilroy, dass Leute aus der Disney-Chefetage Streaming für tot erklärt hätten. Was vor allem mit den Kosten zu tun hat, denn die 24 Folgen Andor haben satte 650 Millionen Dollar verschlungen. Und genau solche Summen soll es künftig schlicht nicht mehr geben, stattdessen lautet die Devise: Sparen! Hunderte Stellen werden bei Disney gestrichen, es ist die vierte Entlassungswelle in nur zehn Monaten.

Wirklich überraschend ist das nicht, denn im Mai 2024 enthüllte Bob Iger, dass Disney mit seinem Streaminggeschäft 4 Milliarden Dollar Verlust gemacht habe. Schuld daran waren natürlich vor allem teure Einzelprojekte wie The Acolyte oder, um mal ein Marvel-Beispiel zu nennen, Secret Invasion, die trotz enormen Budgets nicht beim Publikum zündeten. Daher soll es nicht nur weniger Projekte geben, sondern die sollen auch günstiger werden.

Aus Businesssicht kann ich das nur teilweise nachvollziehen. Erstens schreibt Disney+ mittlerweile schwarze Zahlen. Und zweitens liegt Andor mit geschätzten Kosten von 20,8 Millionen Dollar pro Folge zwar in den Top 20 der teuersten Serien überhaupt, allerdings nur auf Rang 14; The Rings of Power kostet zum Vergleich 58 Millionen Dollar pro Folge. Wenn ich diese Kosten mit dem Ruf und der Relevanz Andors vergleiche, würde ich sagen, dass das gut investiertes Geld war. Von daher denke ich, dass man lieber das Risiko eingehen sollte, solch teure Leuchtturmprojekte zu finanzieren, die das Universum relevant halten, statt jede Menge durchschnittliche Serien zu produzieren, die nur mehr vom Gleichen bieten.

Und wie geht’s jetzt bitte weiter?

Diese Frage können aktuell nicht mal die Leute beantworten, die aktiv die Zukunft von Star Wars gestalten. Ich würde wetten, dass ein Dave Filoni, Chief Creative Officer von Lucasfilm, nur so lange Carte blanche genießt wie seine Projekte Geld einspielen. In einer ähnlichen Situation befindet sich derzeit ja auch James Gunn mit seinem DC-Universum. Doch was passiert, wenn The Mandalorian and Grogu und Starfighter floppen? Wird man dann die nächste Skywalker-Trilogie mit Lichtgeschwindigkeit raushauen? Denn an den Skywalkers wird man definitiv festhalten, was man auch an Projekten wie Maul – Shadow Lord, A Droid Story oder der nächsten Ahsoka-Staffel sieht.

Wenn Star Wars überleben will, muss es sich trauen, neu zu sein. Weniger Skywalker, mehr Risiko. Weniger Retro, mehr Vision. Die Galaxis ist groß genug. The Mandalorian and Grogu ist für mich kein so mutiges Projekt, das wird einfach The Mandalorian in größer. Ein Starfighter könnte es werden, aber darüber weiß man nichts. Noch mehr über die Skywalkers will ich aktuell auch nicht wissen, von daher sind die für mich spannendsten Projekte die, die sehr weit in die Vergangenheit gehen (also James Mangolds "Knights of the Old Republic"-Ansatz) oder möglicherweise etwas ganz Neues versuchen (Taika Waititi). Also genau die Sachen, die sich in der Schwebe befinden. Doch egal, wie es weitergeht, bitte verlasst den ausgetrampelten Skywalker-Pfad. Denn einen weiteren Plot-Twist der Marke "Du bist eine Palpatine" verkrafte ich nicht.