: Die Karte des Zweiten Zeitalters, Bild © Amazon
Die Karte des Zweiten Zeitalters zeigt unter anderem die Insel Númenor, die in der Serie The Rings of Power voraussichtlich eine wichtige Rolle spielen wird.
(Bild © Amazon)

Alles, was du über das Zweite Zeitalter wissen musst

Der Herr der Ringe ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Die Bücher von J.R.R. Tolkien sind das unbestritten wichtigste und, für viele, großartigste Fantasywerk aller Zeiten. Die Verfilmung von Peter Jackson genießt einen ähnlichen Status in der Welt der Bewegtbilder, zumal die Trilogie im Vorbeigehen das Fantasygenre aus der Nische hob und Hollywood nachhaltig prägte. Tja, und jetzt soll die Welt von Tolkien auch noch den Serienmarkt erobern …

Mit Die Ringe der Macht hat sich die Filmproduktionssparte von Amazon einen ganz schönen Brocken angelacht. Für die (doch recht eingeschränkten) Rechte allein wurden 250 Millionen Dollar fällig, außerdem verpflichtete man sich zur Umsetzung von fünf Staffeln, was die Investionssumme mal eben auf mindestens eine Millarde Dollar hievte. Und all das, bevor auch nur eine Folge ausgestrahlt wurde!

Das vielleicht größte Wagnis aber könnte die Geschichte selbst werden. Denn im Gegensatz zu Der Hobbit oder Der Herr der Ringe dreht sich die Serie nicht um das Dritte Zeitalter, sondern das Zweite. Dort tauchen zwar auch einige bekannte Figuren auf, dennoch genießt der Zeitabschnitt längst nicht den Bekanntheitsgrad des Dritten Zeitalters – obwohl Tolkien diesen ziemlich detailliert beschrieben hat. Daher dachten wir uns: Ja, warum eigentlich nicht die wichtigsten Fakten über das Zweite Zeitalter in einen Artikel packen?

Die Rückkehr Saurons

The Silmarillion by J.R.R. Tolkien

Melkor war der große Bösewicht des Ersten Zeitalters. Sein wichtigster Diener aber war Sauron, der damit in drei von vier bekannten Zeitaltern Mittelerdes eine wichtige Rolle spielt.

Das Zweite Zeitalter ist ziiiemlich lang. 3.441 Jahre, um genau zu sein. Eingeläutet wurde das Ganze mit dem Sieg über Morgoth im Krieg des Zorns. Morgoth? Krieg des Zorns? Hmm, so ganz kommen wir um das Erste Zeitalter wohl nicht herum. In aller Kürze:

Der große Bösewicht des Ersten Zeitalters war Melkor, ein aufrührerischer Vala, der sich gegen Ilúvatar (den Schöpfer der Ainur, Elben und Menschen) stellte und so zum Ursprung alles Bösen wurde. Um es noch ein bisschen verwirrender zu gestalten, wurde Melkor später unter einem anderen Namen bekannt, was in der Geschichte Mittelerdes nun wirklich keine Seltenheit darstellt. Anyway: Unter dem Namen Morgoth zog der Fiesling also gegen die Elben und Menschen in den Krieg. Sein mächtigster Diener war dabei Sauron, ein gefallenen Maiar. Nach der Niederlage seines Meisters hielt Sauron für rund 1.000 Jahre die Füße still, bevor er sich nach Mordor begab und mit dem Bau seiner Festung Barad-dûr begann.

Als rechtmäßiger Nachfolge Melkors aka Morgoths hatte Sauron, wie das nun mal so ist, Spaß daran, alle Länder zu unterjochen und seine Macht immer weiter auszuweiten. Dafür brauchte er Verbündete. Bei den Menschen hatte der gewitzte wie überzeugende Schurke leichtes Spiel (mehr dazu gleich), die Elben aber waren ein ganz anderes Kaliber. Um ihr Vertrauen zu gewinnen, nahm er die Form eines wunderschönen, elbenähnlichen Wesens an und nannte sich Annatar, was übersetzt so viel heißt wie "Herr der Geschenke". Er gab sich als Gesandter der Valar aus und begann, gemeinsam mit den Elben, mit dem Schmieden der Ringe der Macht.

Sauron schmiedete den Einen Ring im Verborgenen. Celebrimbor hingegen schmiedete heimlich gleich drei Ringe der Macht! Dazu zählt auch Narya, der Ring, den später Gandalf tragen sollte.

Das Schmieden der Ringe

Das Schmieden hatte Sauron von seinem ehemaligen Meister Aule gelernt, einem der maßgeblichen Gestalter Ardas (also der gesamten Welt, in der sich auch Mittelerde befindet). Und Sauron war ein meisterhafter Schmied. In der Gestalt von Annatar unterrichtete er nun die Elben und gemeinsam erschufen sie die mächtigsten Zauberwerkzeuge Mittelerdes. Doch wie wir alle wissen, war die Geschichte damit nicht zu Ende. Heimlich schmiedete Sauron in den Feuern des Schicksalsberges einen Meisterring, mit dem er über alle anderen Ringe herrschen konnte.

Blöd nur, dass Sauron nicht der Einzige war, der im Verborgenen magische Ringe fertigte. Die Elben waren letztlich doch nicht so vertrauensvoll, wie es zunächst schien. Zwar arbeiteten sie zunächst ausschließlich unter der Anleitung von Sauron. Doch nachdem der nach Mordor zurückgekehrt war, machte sich der berühmte Celebrimbor – der unter anderem für die Inschrift am Westtor von Khazad-dûm verantwortlich zeichnet – daran, drei eigene Ringe zu schmieden: Narya, Nenya und Vilya. Was sich als richtig gute Entscheidung herausstellte, da diese Elbenringe nie der Macht von Saurons Herrscherring unterlagen.

Saurons Krieg gegen die Elben

Die Neun Ringe gab Sauron an mächtige Könige der Menschen, die der Macht des Einen Rings verfielen und so zu Ringgeistern wurden.

Als die Elben um Celebrimbor Saurons Verrat aufdeckten, beanspruchte der alle Ringe der Macht für sich. Er krallte sich die Neun Ringe sowie einige der Sieben Ringe nach dem üblichen Gusto: mit Gewalt. So ausgestattet stand als nächstes die Ausweitung seiner Macht auf dem Programm. Dafür gab er die Neun Ringe an große Könige, Magier und Krieger der Menschen, die dadurch zu willenlosen Sklaven mutierten – den Nazgûl. Bei den Zwergen ging der Plan allerdings nicht auf, weil die schlicht – man kann es nicht anders sagen – zu dickköpfig dafür waren. Etwas mehr über das Leben der Zwerge gibt’s am Ende des Artikels.

Da sich Celebrimbor weigerte, die Elbenringe an Sauron zu übergeben, stellte Letzterer ein großes Heer zusammen und fiel in Eregion ein. Dank ihrer exzellenten Beziehungen zu den Zwergen in Khazad-dûm sowie anderen Elben aus Lindon konnten die Elben zwar ihrerseits eine Armee aufstellen, der Macht Saurons waren sie aber nicht gewachsen. Das Ganze endete in der kompletten Verwüstung Eregions. Zu den überlebenden Elben zählte auch Elrond, der in der Folge den Rückzugsort Imladris gründete, das wir heute als Bruchtal kennen. (Erwähnten wir, dass unterschiedliche Namen für ein- und dieselbe Sache in Mittelerde gang und gäbe sind?) Andere Überlebende flohen durch die Stollen Khazad-dûms nach Lothlórien, die Zwerge aber verriegelten ihre Tore, was Sauron daran hinderte, die Überlebenden – und damit die Elbenringe – weiter zu verfolgen.

Sauron war auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Macht und gab sich – warum auch nicht? – den schönen Titel König der Menschen. Womit er den Zorn der stolzen Könige von Númenor auf sich zog. Und die waren ziemlich wichtig.

Robert Aramayo als Elrond, Bild © Ben Rothstein/Prime Video

Elrond zählte zu den Überlebenden der Schlacht, bei der Eregion fiel. In der kommenden Serie wird er von Robert Aramayo gespielt. (Bild © Ben Rothstein/Prime Video)

Aufstieg und Fall von Númenor

Was ist eigentlich Númenor? Dabei handelt es sich um eine Insel, die zu Beginn des Zweiten Zeitalters von den Valar aus dem Meer gehoben wurde. Herrscher über die gleichnamige Stadt war übrigens Elros, der Zwillingsbruder von Elrond. Die Númenórer, die in späteren Zeitaltern eher als Dúnedain bezeichnet werden, waren Nachkommen der Edain, also den Menschen, die im Ersten Zeitalter nach Beleriand kamen und sich mit den Elben anfreundeten. Es war keine Freundschaft, die beim ersten Anzeichen von Problemen in die Brüche ging, sie hielt sogar einem Krieg stand. Denn die Edain unterstützten die Elben im Kampf gegen Morgoth, als Dank wurde ihnen ein neues Zuhause außerhalb Mittelerdes geschenkt, eben die Insel Númenor.

Hier lief es lange Zeit wie geschmiert! Die Númenórer richteten sich in aller Ruhe ein, wurden zu großen Seefahrern, betrieben Handel mit den Menschen Mittelerdes und haste nicht gesehen. Es hätte alles so schön sein können! Allerdings wollten auch die Menschen Númenors immer mehr. Sie begannen, an der Westküste Mittelerdes eigene Reiche zu gründen und strebten nach Unsterblichkeit – in dieser Zeit konzentriert sich Sauron übrigens auf den Osten Mittelerdes. Irgendwann kam es zum unausweichlichen Konflikt. Die Númenórer verbündeten sich mit den Elben und schafften es – wie zuvor bei Morgoth –, Sauron zurückzuschlagen.

Es hätte, mal wieder, das Ende Saurons bedeuten können. Doch anstatt den unverbesserlichen Schuft zur Strecke zu bringen, hielten die Númenórer ihn gefangen. Und weil Sauron nicht nur clever, sondern auch noch unfassbar charmant war, gelang es ihm, den König Númenors zu bezirzen. Er wurde sogar zu dessem Berater und brachte die Númenórer dazu, Morgoth anzubeten und sich sowohl gegen die Elben als auch die Valar auszusprechen. Long story short: Númenor leistete sich die Dreistigkeit, mit einer riesigen Flotte in Valinor einzufallen und die mächtigen Valar anzugreifen, um die lang herbeigesehnte Unsterblichkeit mit Gewalt an sich zu reißen. Das Vorhaben ging allerdings gehörig schief und zur Strafe ließ Ilúvatar die gesamte Insel Númenor wieder im Meer versinken.

Númenor, Bild © Amazon Studios

In der Serie Die Ringe der Macht werden wir Númenor voraussichtlich in all seiner Pracht erleben. (Bild © Amazon Studios)

Das Letzte Bündnis

Númenor verschwand vom Angesicht der Erde, trotzdem gab es Überlebende. Zu diesen zählte beispielsweise Elendil (ein Name, der Herr der Ringe-Fans geläufig sein dürfte), der nach Mittelerde entkam und dort die Exilreiche Gondor und Arnor gründete. Saurons Körper indes wurde vernichtet, nicht aber sein Geist; er verlor damit die Möglichkeit, frei seine Gestalt wechseln zu können. Er floh abermals nach Mordor, wo offenbar noch alles weitgehend im Lot war. Also für ihn, nicht für den Rest Mittelerdes. Und was macht man nun als Dunkler Herrscher, wenn vor den eigenen Toren ein schönes neues Königreich aufmacht? Klar, das gehört attackiert! Und so kam es zur Attacke auf Gondor.

Alleine hätten die Menschen unter Elendil und seinem ältesten Sohn Isildur keine Chance gehabt, doch sie schlossen sich mit den Elben, unter der Führung von Gil-galad, zusammen und bildeten so das berühmte Letzte Bündnis. Was danach geschah, wissen wir: Sauron wurde besiegt, auch wenn sowohl Gil-galad als auch Elendil im Kampf fielen. Isildur hingegen gelang es, mit den Bruchstücken Narsils den Einen Ring von Saurons Hand zu schneiden, was diesen, abermals nur vermeintlich, das Leben kostete. Und da Isildur beschloss, den Einen Ring für sich zu behalten, durfte der Dunkle Herrscher weiter existieren. Diese Geschichte aber kennst du ja schon …

Das Zweite Zeitalter endet mit dem berühmten Letzten Bündnis, dem gleichermaßen berühmten Prolog in der Verfilmung von Der Herr der Ringe.

Auch wichtig: Die Zwerge

Zwergenprinzessin Disa, Bild © Ben Rothstein/Prime Video

Sorgte bei einigen Fans für hitzige Diskussionen: Zwergenprinzessin Disa, die in den Werken von Tolkien nicht auftaucht. Wir warten mit unserem Urteil, bis wir die Serie gesehen haben und freuen uns, mehr von den Zwergen zu sehen. (Bild © Ben Rothstein/Prime Video)

Wir wissen, dass die Zwerge in der Serie Die Ringe der Macht eine größere Rolle spielen werden, daher auch ein paar Worte zu unseren geborenen Sprintern. Im Zweiten Zeitalter wanderten viele Zwerge nach Khazad-dûm. Aus Der Herr der Ringe kennen wir die unterirdische Stadt nur als gruseliges Grab, das von oben bis unten vollgestopft ist mit Orks und schlimmerem Zeug. Im Zweiten Zeitalter aber war Khazad-dûm eine blühende Wirtschaftskraft. König der Zwerge war unter anderem Durin III., der eine enge Freundschaft mit den Elben von Eregion unterhielt. Überhaupt war die Beziehung zwischen den beiden Völkern eine ganz andere als im Dritten Zeitalter.

Wie bereits erwähnt versuchte Sauron, die Zwergenkönige mit den Sieben Ringen der Macht gefügig zu machen, doch auch der Dunkle Herrscher konnte nichts gegen die Dickköpfigkeit der Zwerge ausrichten. Und so spielten die Zwergenringe letztlich eine ziemlich untergeordnete Rolle, sie verlängerten weder das Leben ihrer Träger, noch mutierten diese zu Ringgeistern wie die Menschen – was den Hass Saurons auf die Zwerge zusätzlich schürte. Von den sieben Ringen konnte Sauron nur drei an sich bringen, die übrigen vier wurden durch Drachenfeuer zerstört.

Ansonsten unterstützten die Zwerge ihre Elbenfreunde, wenn sich die Gelegenheit bot. Als Sauron Eregion angriff, entsandte Durin III. eine Streitmacht, ohne die Elrond vermutlich nicht überlebt hätte. Nach der Zerstörung Eriadors aber zogen sich die Zwerge völlig in ihre Minen zurück – und blieben dort. Selbst am Krieg des Letzten Bündnisses nahmen nur sehr wenige Zwerge teil.

Die wichtigsten Ereignisse

1 Die Elben gründen das Königreich Lindon sowie die Grauen Anfurten
32 Die Valar ernennen Elros (Elronds Zwillingsbruder) zum Herrscher des Inselreichs Númenor
600 Die Númenórer reisen erstmals nach Mittelerde
um 1000 Sauron beginnt mit dem Aufbau seines Reichs in Mordor
1200 Sauron gewinnt in der Gestalt von Annatar das Vertrauen der Elben von Eregion und unterrichtet sie in der Schmiedekunst
1500-1590 Die Ringe der Macht werden geschmiedet
um 1600 Sauron schmiedet den Einen Ring, außerdem wird die Festung Barad-dûr fertig
1693-1700 Sauron führt Krieg gegen die Elben von Eriador
1697 Nach der Zerstörung Eregions gründet Elrond Imladris aka Bruchtal
1700 Die Elben können Sauron mit der Hilfe von Númenor zurückschlagen
um 1800 Die Númenórer beginnen, eigene Reiche in Mittelerde zu gründen; Sauron konzentriert sich auf den Osten Mittelerdes
3262 Sauron kommt als Gefangener nach Númenor; doch sein Einfluss wächst, er wird sogar zum Berater des Königs
3319 Númenor greift Valinor an, um die Unsterblichkeit an sich zu reißen; Ilúvatar versenkt Númenor im Meer
3320 Elendil und seine Söhne entgehen der Zerstörung und gründen in Mittelerde die Königreiche Andor und Gondor
3429 Sauron attackiert Gondor
3430 Menschen und Elben bilden das Letzte Bündnis
3441 Sauron wird besiegt, Isildur nimmt den Einen Ring an sich
WhatsApp Chat starten