Studio Ghibli
"Ich glaube an die Kraft von Geschichten. Ich glaube, dass Geschichten eine tragende Rolle für die Bildung von Menschen spielen. Dass sie ihre Zuhörer anregen, verblüffen und inspirieren."
– Hayao Miyazaki
Von Mittelerde in den Anime-Olymp
Erinnerst du dich an die Der Herr der Ringe-Zeichentrickverfilmung von Ralph Bakshi aus dem Jahr 1978? Deren zweiter Teil, The Return of the King, erschien 1980 und wurde vom japanischen Studio Topcraft animiert – genau wie eine vorherige Adaption von Der Hobbit. So wirklich erfolgreich waren die Filme allerdings nicht, daher überrascht es nicht allzu sehr, dass Topcraft 1985 Pleite ging. Wir sagen: Ein Glück! Denn drei ehemalige Mitarbeiter, namentlich Hayao Miyazaki, Toshio Suzuki und Isao Takahata gründeten daraufhin eine neue Animationsschmiede. Und die hört bis heute auf den Namen Studio Ghibli.
Warum Studio Ghibli-Filme so fantastisch sind
Mein Nachbar Totoro, Kikis kleiner Lieferservice. Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland oder auch Das wandelnde Schloss. Das japanische Animationsstudio Ghibli hat einige der großartigsten Zeichentrickfilme aller Zeiten aus dem Hut gezaubert. Zeichentrickfilme, die so magisch sind, voller wunderbarer Details, dass wir nicht genug von ihnen bekommen. Sie wieder und wieder anschauen. Was ein bisschen klingt wie 'ne Beschreibung der großen Disney-Klassiker. Aber irgendwie auch nicht. Denn unsere Begeisterung entwickelte sich im Fall der Ghibli-Meisterwerke nicht im Kindheitsalter, sondern als wir längst erwachsen waren. Eine Begeisterung, nebenbei, die die legendären Disneyfilme sogar noch übertrifft. Was uns zur Frage führt: Warum eigentlich? Was haben die Studio Ghibli-Filme, dass sie so etwas in uns auslösen?
Zeichner sind Schauspieler
Die kurze Antwort lautet natürlich: die Geschichten. Aber das wäre zu einfach, also treten wir einen Schritt zurück. Denn es gibt einen Grund, warum uns die Geschichten so sehr fesseln. Und das liegt vor allem an den fantastischen Welten, in denen die Geschichten spielen. An dieser Stelle treten wir aber noch einen Schritt zurück. Denn damit diese Welten überhaupt funktionieren, müssen die Animatoren jede Menge Arbeit investieren. Sich über unfassbar viele Details Gedanken machen. Und diese dann auf eine ganz bestimmte Art und Weise umsetzen. Worldbuilding also. Und kaum ein Studio beherrscht diese Kunst so meisterlich wie Studio Ghibli.
Der Aufbau einer neuen Welt, insbesondere einer Fantasiewelt, ist eine gewaltige Aufgabe für die Zeichner und Animatoren. Denn alles, absolut alles, was wir im fertigen Film sehen, muss neu geschaffen werden. Und zwar auf eine realistische oder besser: glaubwürdige Art, egal wie unrealistisch das Szenario ist. Ja, auch ein Katzenbus oder ein Ohngesicht muss realistisch sein. Irgendwie halt. Hayao Miyazaki: "Anime stellen fiktive Welten dar, trotzdem brauchen sie in ihrem Kern einen gewissen Realismus […] der Zuschauer muss glauben, die gezeigte Welt könnte existieren." Das gilt natürlich für alle Filme, doch die Ghibli-Animatoren gehen einen Schritt weiter. Sie werden zu einem Teil ihrer Figuren, müssen sie vollumfänglich verstehen. Darüber nachdenken, was ihre Motivation ist. Wie sie sich fühlen. Nochmal Miyazaki: "Ihre Emotionen werden zu euren Emotionen. Ihr seid Animator und Schauspieler zugleich."
Glaubwürdige Welten
Zurück zu den glaubwürdigen Welten. Dass wir die teils extrem abgedrehten Orte eines Ghibli-Films für voll nehmen, hängt von etlichen Dingen ab. Darunter auch so was Grundlegendem wie Physik. Ein gutes Beispiel dafür ist die Art, wie Ghibli Bewegungen animiert. Wenn Figuren sich bewegen, interagieren sie mit der Welt, ihre Haare wehen im Wind, ihre Kleidung wirft Falten. All das erzeugt die Illusion von Physik. Die Animatoren müssen also für jedes einzelne Bild ein Gefühl für Größe, Gewicht, Schwung, Schwerkraft und was nicht alles erschaffen. Dieses Gefühl muss dann auch noch zu den Erwartungen der Zuschauer passen. Auch hier werden die Zeichner wieder zu "Schauspielern": Wenn ein Charakter also rennt, ist das eine Chance, etwas auszudrücken. Hat die Figur Angst? Flieht sie vielleicht sogar? Ist sie glücklich? Verspielt? Entschlossen? Über all diese Möglichkeiten müssen die Filmschaffenden nachdenken. Und jede Menge Fingerspitzengefühl beweisen, um diese Emotionen mit einer Animation auszudrücken, die trotzdem realistisch bleibt.
Ein anderes wichtiges Element für die Glaubwürdigkeit sind Details. Sie stellen eine Vertrautheit mit den Figuren und der Welt her. Wenn wir in einem Ghibli-Film einen neuen Schauplatz in all seiner Pracht sehen, vielleicht eine Stadt mit vielen Menschen, dann passt alles zusammen. Jede einzelne Figur wird gewissentlich platziert, ob sie wichtig für die Handlung ist oder nicht. Jeder geht seinem eigenen Tagesablauf nach, hat seine Aufgabe. Achten wir als Zuschauer auf solch gewöhnliche, nur scheinbar unwichtige Dinge, merken wir, dass es sich um mehr handelt als eine billige Fassade. Um mal konkret zu werden: Das Badehaus aus Chihiros Reise ins Zauberland ist im wahrsten Sinne des Wortes ein unglaublicher Schauplatz. Trotzdem fühlt er sich echt an. Das verdankt der Film den gut platzierten Details: Die Mitarbeiter, die ihrer Arbeit nachgehen. Die Schlafräume. Die Öfen für die Bäder. Die unterschiedlichen Arten von Seife für unterschiedliche Arten von Kunden. All das sind so was wie unerzählte Geschichten im Hintergrund. Wir können uns darüber Gedanken machen, genau wie wir in der echten Welt andere Menschen beobachten und uns in sie hineinversetzen können. Erst dadurch wirkt die Welt echt.
Wahnsinnige Bandbreite
Jetzt haben wir uns so sehr auf das Thema Realismus gestürzt und noch gar nicht diese Besonderheit der Ghibli-Filme erwähnt: ihre Bandbreite. Denkt man an das Studio Ghibli, fällt einem bestimmt einer der eingangs erwähnten Filme ein. Mein Nachbar Totoro, Prinzessin Mononoke, Das wandelnde Schloss. Doch Ghibli erzählt auch andere Geschichten. Geschichten, die nicht in fantastischen Welten spielen und Realismus auf einer anderen Ebene ausleben. Die letzten Glühwürmchen etwa. Flüstern des Meeres. Tränen der Erinnerung. Diese Filme spielen in unserer Welt und erzählen, in Anführungszeichen, kleinere Geschichten. Alles ist unaufdringlicher, subtiler, aber nicht weniger emotional. Sie sind, könnte man sagen, erwachsen.
Zugegeben, auch die Disney-Filme haben Elemente für Erwachsene. Kleine Anspielungen oder Gags, die die Kids gar nicht bemerken, die den großen Kindern aber ein Lachen oder ein anerkennendes Kopfnicken entlocken. Das gilt nicht für die eben erwähnten Filme von Studio Ghibli. Denn das sind Animationsfilme, die sich nicht nebenbei, sondern allen voran an Erwachsene richten. Womit das Studio beweist, dass Animation nicht nur für die Erschaffung von fantastischen Welten gut ist. Sondern auch universelle Ideen und große Emotionen ausdrücken kann, genau wie andere Medien. Aber eben auf eine eigene Art und Weise, wie es ein Live-Action-Film eben nicht kann.
Für jeden was dabei
Bandbreite ist auch ein gutes Stichwort, wenn’s um die vielen Studio Ghibli-Fanartikel geht. In unserem Ghibli Store findest du alles, was sich Fans an Ghibli-Merch wünschen können. Ein besonderes Highlight sind unsere Ghibli-Plüschfiguren zu Filmen wie Das wandelnde Schloss, Chihiros Reise ins Zauberland oder natürlich Mein Nachbar Totoro. Dazu kommen aber auch Ghibli-Puzzle, -Notizbücher und -Stifte, gefolgt von Ghibli-Merchandise wie Tassen oder Postkarten. Das Beste aber: Da die Filme von nur immer beliebter und bekannter werden, wird sich auch in Sachen Ghibli-Merch garantiert noch einiges tun. Und wir freuen uns schon jetzt auf die nächsten Highlights – und natürlich den nächsten Film.