Marvel

Marvels Cinematic Universe

Wäre im Duden neben dem Begriff "Superlative" ein Bild von Marvels Cinematic Universe, wir wären nicht überrascht. Denn das MCU ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte und so was wie der feuchte Traum eines jeden Hollywood-Studio-Bosses. In Zahlen ausgedrückt: 20 Filme. Mehr als 17 Milliarden verdiente Dollar an den Kinokassen. Im Schnitt also über 850 Millionen Dollar pro Film. Und vor allem: kein Ende in Sicht. Da überrascht es nicht, dass viele Konkurrenten versuchen, es Kevin Feige und seinen Marvel Studios gleichzutun. Wenn auch mit wenig Erfolg.

Der große Comic-Konkurrent DC arbeitet seit 2013 daran, sein eigenes Filmuniversum namens DC Extended Universe (DCEU) aufzubauen. Der erste Film der Reihe war Zack Snyders Man of Steel, der zwar bei Kritikern nicht gut ankam, aber genügend Geld einspielte, um Batman v Superman: Dawn of Justice zu rechtfertigen. Das Mega-Duell fiel bei Kritikern allerdings genauso durch wie das Schurken-Experiment Suicide Squad. Beide Filme waren trotz vorzeigbarer Einspielergebnisse nicht die erhofften Leuchttürme, da half es auch kaum, dass Wonder Woman erstaunlich gut ankam. Das große Crossover Justice League erntete dann sogar den Titel des erfolglosesten DC-Films. Wie es mit dem DCEU weitergeht, ist aktuell unklar. Aquaman lief besser als erwartet, allerdings wurden viel zu früh viel zu viele Filme angekündigt, die nun alle in der Schwebe verharren.

Noch schlechter lief es für Universal, das ein eigenes Dark Universe aus dem Boden stampfen wollte, das sich um Filmmonster wie Frankenstein dreht. Doch der erste Output, Die Mumie, war eine einzige Enttäuschung. In den USA verdiente der Film mikrige 80 Millionen, und das bei Produktionskosten von 125 Millionen und der geballten Star-Power von Tom Cruise und Russel Crowe. Was dazu führte, dass das Dark Universe tot war, bevor es wirklich anfing.

Warum funktioniert das Marvel Cinematic Universe dann so gut? Ein Grund ist, dass es – im Gegensatz zur Konkurrenz – nicht von Beginn an als riesiges Filmuniversum geplant war. Als Iron Man 2008 in die Kinos kam, war es einfach eine sehr gute, in sich geschlossene Comicverfilmung, keine exorbitant teure Werbung für 19 weitere Filme. Lediglich die After Credits-Szene mit Samuel L. Jackson als Nick Fury deutete an, dass es eine größere Welt gibt. Viele der folgenden Marvel-Filme setzten ebenfalls auf diese Eigenständigkeit. Man muss Thor, Captain America oder The Avengers nicht gesehen haben, um Spaß mit den Guardians of the Galaxy zu haben. Selbst abgefahrenere Konzepte wie in Ant-Man oder Doctor Strange funktionieren prinzipiell ohne Vorkenntnisse.

Außerdem verstanden es die Kreativen hinter dem MCU, ihr erklärungsbedürftiges Universum nach und nach zu erweitern, ohne Nicht-Comicfans zu überfordern. In der sogenannten Phase 1 wurden zunächst die wichtigsten Marvel-Helden mit eigenen Filmen vorgestellt, namentlich Iron Man, Der unglaubliche Hulk (damals noch mit Edward Norton als Bruce Banner), Thor und Captain America. In dieser Phase deuteten die Macher auch an, was möglich war. Und so kamen wir in Kontakt mit zwei Infinity Stones, nämlich dem Tesserakt und dem Gedankenstein, außerdem durften wir einen ersten Blick auf Thanos werfen.

In Phase 2 wurde das Universum um viele Elemente erweitert, etwa den kosmischen Aspekt mit den Guardians of the Galaxy. Außerdem lernten wir mehr und mehr Charaktere kennen und auch zwei weitere Infinity Stones, diesmal den Realitätsstein (Äther) und den Stein der Macht (Orb). Die größten Veränderungen des MCU gab es aber in Phase 3. Das startete mit dem Bruch der Avengers in Captain America: Civil War, kurze Zeit später hielt dank Doctor Strange Magie Einzug ins MCU. Hier durften wir auch einen Blick (hö hö) auf das Auge von Agamotto werfen, den fünften von sechs Infinity Stones. Und dank einer für Anwälte höchst spannenden Entwicklung schaffte es Marvel sogar, Spider-Man in sein MCU einzubauen – obwohl die Filmrechte seit Jahren bei Sony liegen.

Tja, und dann kam Thanos in Infinity War zu seinem großen Auftritt. Der Film ist eines der größten Hollywood-Unterfangen, die man sich vorstellen kann, so viele Charaktere wirken hier mit. Der Film markiert aber auch einen Wendepunkt im MCU. Denn wie die künftigen Filme aussehen werden, ist aktuell völlig unklar. Nur so viel wissen wir: Es wird sich einiges ändern.