14.11.16

Game of Thrones: Warum wir manche Figuren lieben – und andere nicht!

Serien leben von ihren Charakteren. Bei kaum einer Show liegen aber so krasse Welten zwischen Liebe und Hass — von Zuschauerseite aus — wie bei Game of Thrones. Während man die einen bewundert und bemitleidet, wünscht man den anderen nicht weniger als den Tod. Dabei sind einige Figuren so unsympathisch dargestellt, dass deren (bevorzugt grausames) Ableben für wohltuendes Vergnügen beim Zuschauer sorgt. Dahinter steckt natürlich Kalkül, aber von vorne. Game of Thrones-Schöpfer George RR Martin betonte mal, dass er es für Betrug halte, wenn in Kriegsgeschichten nur Statisten draufgehen. Der Tod sei schließlich allgegenwärtig, also solle man nicht verschont werden, nur weil man ein süßes Kind ist oder der beste Freund des Helden.

Damit der Serientod wichtiger Figuren auch unvorhersehbar bleibt und dem Zuschauer nahe geht, sind komplexe und vielschichtige Personen ein Muss. Was natürlich nicht zwingend heißt, dass wir sie alle mögen. Doch auch das kann (beinahe) erreicht werden, wenn es nur richtig angepackt wird. Außerdem kann es auch mal passieren, dass eine Figur, die man anfangs nicht ausstehen konnte, mit der Zeit ganz annehmbar wird. Oder umgekehrt. Woran liegt das? Laut Experte und Autor Karl Iglesias gibt es drei Methoden, um den Zuschauer emotional an eine Figur zu binden, namentlich Neugier, Faszination und Empathie. In diesem Artikel beschreiben wir, wie das erreicht wird und zeigen das Ergebnis an diversen Beispielen aus Game of Thrones. Kleine Warnung: Es besteht Spoiler-Gefahr.

Neugier: Geheimnisse und rätselhafte Fähigkeiten

Die einfachste und vermutlich schnellste Methode, den Zuschauer an eine Figur zu binden, ist das Erwecken von Neugier. Indem man erwartet, dass im folgenden Verlauf der Handlung ein Geheimnis gelöst wird, bleibt man erst mal dran und wartet auf die Lösung. Dabei kann sich das Rätsel sowohl auf die Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft beziehen. Ferner kann es sich um ein allgemeines Dilemma oder auch um eine besondere, ungeklärte Fähigkeit einer Person handeln. Wenn etwas offensichtlich nicht stimmt und die Story vorerst keine Antwort dafür liefert, entstehen Fragen im Kopf des Zuschauers. Man nimmt sich also automatisch vor, den betreffenden Charakter im Auge zu behalten und baut eine gewisse Erwartung an seine Handlungen auf. Hierbei sollte die Auflösung jedoch nicht allzu lange auf sich warten. Denn wenn die Zuschauer nach einer ganzen Weile immer noch keine Antwort erhalten haben, könnten sie das Interesse an der ursprünglichen Frage wieder verlieren. Zugegeben, das klingt ziemlich abstrakt, kommen wir also zu Beispielen.

Eddard Stark

Indem wir Eddard Stark bei seiner Recherche folgen, fühlen wir uns ihm mehr verbunden. (Copyright: HBO)

Eddard Stark als Detektiv und viele, viele Fragen

Vor allem bei Krimiserien ist Neugier mit Sicherheit eine der beliebtesten Methoden, um das Publikum bei der Stange zu halten. Wer war der Mörder, warum hat er es getan und wieso lässt der aktuelle Fall den Protagonisten besonders ausflippen? Das Konzept lässt sich auch auf die Fantasy-Serie Game of Thrones anwenden. Knüpfen wir uns die erste Staffel vor, so werden wir sofort mit zahlreichen Fragen überschüttet. Wo ist Onkel Benjen Stark abgeblieben? Wer ist die Mutter von Jon Snow? Was bedeuten diese skurrilen Träume von Bran? Was findet Eddard Stark über den Mord an Jon Arryn heraus? Was hat es mit den Weißen Wanderern auf sich? Oder gleich in ihrer ersten Szene: Was wollen Cersei und Jamie Lannister vor König Robert Baratheon verbergen? Ähnlich ist es bei der zweiten Staffel: Wie gelingt es Jaqen H'ghar jeden zu töten, der ihm in Auftrag gegeben wurde? Und wer ist der Mann überhaupt? Warum hat Craster nur Töchter? Wer hat die Drachen von Daenerys Targaryen gestohlen?

Die Liste an Fragen ist schier endlos. Besonders auffällig ist, dass sich die meisten Rätsel um die Hauptfiguren drehen oder diese zumindest auf dem besten Weg sind, die selbigen zu lösen. Eddard Stark erinnert gar an einen Detektiv, nachdem er sich an die Aufklärung des Mordes an Arryn setzt. Klar freut man sich dann umso mehr, wenn er wieder in einer Szene auftaucht und man sich fragt, ob er den jeweiligen Geheimnissen näher kommt. Um zum Beispiel die Fans auch enger an Bran Stark zu binden, arbeitet die sechste Staffel beinahe ausschließlich mit Neugier. Immerhin liefern seine Visionen in die Vergangenheit zahlreiche Antworten oder auch neue Rätsel, die jedoch relativ rasch gelöst werden. An dieser Stelle können wir sogleich mit einem kleinen Kritikpunkt aufwarten. Denn manche Fragen brauchten mehrere Staffeln, um endlich beantwortet zu werden! Zum Beispiel die Sache mit Jon Snows Mutter. Sicher gibt es den einen oder anderen treuen Fan, der auch nach langer Zeit das Geheimnis nicht aus den Augen verliert und seine eigenen Theorien aufstellt. Im Normalfall wirkt die Methode Neugier jedoch am besten, wenn eine Antwort relativ schnell kommt und man stattdessen mit neuen Fragen konfrontiert wird. So schön das Konzept auch ist, besonders stark ist das Mittel alleine auch nicht. Man will zwar unbedingt wissen, wie es mit einer Figur weiter geht oder was sie vor den anderen geheim hält, das heißt aber noch lange nicht, dass man zum Fan der Person wird. Dafür müssen die Schwerter schon schärfer geschliffen werden, was uns zur nächsten Ebene führt.

Eddard Stark und Jon Snow

Durch die Visionen von Bran erfahren wir endlich, wer die Mutter von Jon Snow ist. (Copyright: HBO)

Faszination: Einzigartigkeit und besondere Fähigkeiten

Besitzt eine Figur mehrere Eigenschaften, die Zuschauer an ihr bewundern können, löst dies ein gesteigertes Interesse aus – man ist fasziniert. Hierbei gibt es unendlich viele Möglichkeiten an äußeren und inneren Veranlagungen, um einen überwältigenden Charakter zu erschaffen. Er könnte zum Beispiel sehr attraktiv sein oder auch nur einen bewundernswerten Beruf haben. Doch es gibt noch so viel mehr, das Faszination erweckt: Weisheit, Mut, Macht, Unterhaltsamkeit, Charisma, Handlungsfreude, Humor, das leidenschaftliche Verfolgen eines Ziels oder eine klare Haltung in Konflikten. Auch innere Widersprüche oder einzigartige Fähigkeiten sind interessante Seiten an einer Figur. Häufig sind diese Personen weniger Identifikationsfigur als vielmehr bewunderungswürdiger Held. Meist nehmen düstere Antihelden oder vor allem überlegene Superhelden diese Rolle ein. Doch wie sieht es damit in Game of Thrones aus?

Superheldin Daenerys und andere Überflieger

Schaut man sich in Foren um, stellt sich relativ schnell heraus, welche GoT-Figuren ganz oben in der Favoriten-Liste rangieren. Drachenmutter Daenerys ist so eine Kandidatin. Unzählbare Fans hat auch der Lannister-Zwerg Tyrion oder Schönling Jon Snow. Insgesamt scheint das Haus Stark das Rennen zu machen. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass sogar die Psychopathen Joffrey Baratheon oder Ramsay Bolton ihre Anhänger haben. Doch lasst uns zuerst einen Blick auf unsere Drachenkönigin werfen. Dargestellt von Emilia Clarke ist Daenerys Targaryen eine umwerfend schöne Frau, deren Sexappeal durch auffällig viele Nacktszenen umso stärker in Szene gesetzt wird. Zusätzlich zu ihrem äußeren Erscheinungsbild und einem wirklich mutigen Charakter liefert uns die Khaleesi noch eine einzigartige Fähigkeit: Feuer kann ihr nichts antun. Ferner ist sie die Mutter der Drachen, also die Frau, an deren Seite drei Drachen schlüpfen konnten und von ihr auch kontrolliert werden. Naja, so halbwegs. Für eine Fantasy-Welt ist Daenerys also die Superheldin per se! Beste Bedingungen, um von ihr fasziniert zu sein.

Damit zu Publikumsliebling Jon Snow. Auch hier lässt sich nicht leugnen, dass Schauspieler Kit Harington ein ziemlich attraktiver Mann ist. Doch sehen wir davon ab, kämpft Jon Snow auch noch besonders gut! Gleich zu seinen Anfangszeiten bei der Nachtwache ist er den anderen Rekruten im Schwertkampf weit überlegen. Passend dazu erklimmt er in Rekordzeit die hohe Mauer der Karriere und wird vom persönlichen Kämmerer des Lord-Kommandanten selbst zum Lord-Kommandanten der Nachtwache und schlussendlich sogar zum König des Nordens. Neben Schönheit, Geschicklichkeit und Ehrgeiz zeichnet Jon Snow sich vor allem durch seinen Idealismus aus. Standfest vertritt er mehrere Staffeln lang die Regeln der Nachtwache und beeindruckt durch seinen starken Willen.

 

Arya Stark beweist schon in der ersten Folge, dass sie eine Meisterschützin ist und wird von Staffel zu Staffel immer stärker. Als umso faszinierender erweist sich der Kontrast, dass es sich bei ihr um ein junges Mädchen handelt. Tyrion Lannister ist besonders pfiffig und ein Meister des Überlebens, was er in vielen Fällen seinem Grips zu verdanken hat. Papa Tywin Lannister punktet als überragender Stratege und durch ungeheuerliche Intelligenz. Der tyrannische Joffrey badet geradezu in Macht, was alle Nebenspieler in hilflose Opfer verwandelt. Ähnliches gilt für Ramsay, der jedoch an Grausamkeit noch eins draufsetzt und mit seiner durchgehend sadistischen Ader nicht nur Entsetzen, sondern auch Faszination auslösen kann. Margaery Tyrell ist hingegen bewundernswert diplomatisch. Auch ihre Großmutter Olenna Tyrell weiß immer sofort, wie der Hase läuft. Jaqen H'ghar ist auf gewisse Weise sogar unbesiegbar, ähnliches gilt für die rote Priesterin Melisandre.
Offensichtlich gibt es viele Möglichkeiten, einer Figur faszinierende Seiten zu verleihen. Je außergewöhnlicher und einzigartiger sich die Eigenschaft erweist, desto höher stehen die Chancen auf einen Fankreis. Um jemanden dauerhaft emotional an eine Figur zu binden, reicht Faszination jedoch nicht aus. Da muss etwas Stärkeres her. DAS Stärkste, um genau zu sein. Empathie.

Arya Stark

Noch bevor Arya Stark erwachsen wird, kämpft sie besser als die meisten erfahrenen Männer. (Copyright: HBO)

Empathie: Mitleid und soziale Fähigkeiten

Kommen wir zur mit Abstand wichtigsten Methode, die Zuschauer emotional an eine Figur zu binden: Empathie. Selbst die größte Neugier und stärkste Faszination können es nicht mit ihr aufnehmen. Schon von Kindesbeinen an lernen Menschen, die Gefühle anderer mit den eigenen zu vergleichen und sie einzuschätzen. Wenn wir diese nachempfinden können, nehmen wir automatisch Anteil daran, was andere erleiden, wie sie entscheiden oder handeln. Mit Sympathie darf man das nicht verwechseln, denn es bleibt individuell, was für Menschen, Gesichter oder Verhaltensweisen man besonders mag. Sie lässt sich also nicht generalisieren. Empathie allerdings schon.

Erreichen kann man diese mit zwei Mitteln. Zum einen fühlen wir bei Figuren mit, denen Leid zugefügt wird oder die von ihrer sozialen Umgebung ausgeschlossen werden. Sie könnten zum Beispiel unschuldige Opfer sein oder ungerecht behandelt werden. Oder sonstige Probleme haben, für die sie nichts können, weil sie möglicherweise durch eine Krankheit eingeschränkt sind. Zum anderen entsteht Empathie, wenn sich Figuren in ihrem Umfeld besonders sozial verhalten. Das passiert beispielsweise, indem sie für jemanden ihr Leben riskieren oder sich für Gerechtigkeit einsetzen oder einfach nur loyal und freundlich mit anderen umgehen. Insgesamt geht es um Qualitäten, die in einer Gemeinschaft eine harmonische Balance halten. Und nirgends braucht man so was mehr als in einer fantastischen Welt voller Krieg und Intrigen.

Das ungeliebte Kind Tyrion und soziale Heldentaten

Zweifellos ist Tyrion Lannister einer der beliebtesten Charaktere aus Game of Thrones. Es ist also kein Zufall, dass ein witziges Bild mit Autor George RR Martin im Internet die Runde machte, auf dem er ein Schild mit folgendem Text in die Höhe hält: Be nice to me or Tyrion is next. Der Humor kann nur in dem Kontext entstehen, dass die große Masse von den zahlreichen Todesopfern der Serie Bescheid weiß und Tyrion als besonders beliebte Figur akzeptiert ist. Doch warum ist er eigentlich so beliebt? Sicher, er ist ziemlich schlau. Das ist schon beeindruckend, jedoch keine Garantie dafür, dass man ihn lieber mag als andere kluge Figuren. Ziemlich bekannt ist auch seine Neigung zu lesen und zu saufen. Bücherwürmer und Freunde von Alkohol dürften sich darin wiederfinden und ihm somit eine sympathische Seite abgewinnen. Auf Leute, die sich jedoch nicht gerne betrinken oder mit dem Lesen nicht so viel anfangen können, kann genau das Gegenteil entstehen. Wir müssen also tiefer graben.

Gerade in der Kindheit empfinden alle Menschen ihre Eltern als Überwesen, deren Meinung universell ist. Man hat den Drang, von ihnen nicht nur akzeptiert sondern bewundert zu werden. Erst dann kann man wirklich stolz auf sich sein. Tyrion Lannister hatte von Anfang an keine Chance. Sein Vater lehnte ihn allein aus dem Grund ab, weil er kleinwüchsig ist und die Mutter bei der Geburt starb. In beiden Fällen trägt Tyrion keine Schuld und hätte nichts daran ändern können. Als Zuschauer empfindet man diese Situation als furchtbar ungerecht und es entsteht automatisch Mitleid für den Zwerg. Dass dieser jedoch nicht aufgibt und weiterhin dafür kämpft, in der Gesellschaft (und vor allem bei seinem Vater) Anerkennung zu finden, löst Bewunderung aus. Das ist aber nicht der einzige Empathie-Aspekt bei Tyrion. Ferner verteidigt er Sansa Stark vor ihrem Verlobten Joffrey, obwohl sie aus seiner Sicht zum feindlichen Lager gehören müsste. Aber er setzt sich allgemein für die Gerechtigkeit ein und verhält sich damit positiv im sozialen Netz.

Apropos Sansa Stark verteidigen: Zunächst hat diese Figur von ihrer hübschen Hülle abgesehen keinen Wesenszug, der faszinieren könnte. Sie ist einfach nur ein angepasstes, gut erzogenes Mädchen. Zuschauer können sie dennoch in ihr Herz schließen, da ihr richtig übel mitgespielt wird und man somit Mitleid empfindet. Nicht nur, dass sie den grausamen Joffrey erdulden musste, im Laufe der Handlung landet sie auch noch als Ehefrau bei Ramsay. (Zumindest in der Serie.) Ihre Schwester Arya hingegen ist von Anfang an fehl am Platz und scheitert im Gegensatz zu den anderen Frauen kläglich an ihren Näharbeiten. Zwar ist dies eine Tätigkeit, die manche von uns nicht können, andere jedoch sehr wohl. Aber mit dem allgemeinen Gefühl, in der Gesellschaft eine gewisse Leistung nicht zu erbringen, die von uns erwartet wird, sollte jeder vertraut sein. Eddard Stark verteidigt gleich zu Beginn seinen Sohn Bran vor dessen Brüdern, als dieser sich beim Pfeil und Bogen schießen nicht besonders gut anstellt. Als Zuschauer nehmen wir wahr, dass Bran sich vor seiner gesamten Familie blamiert und leiden aus Erfahrung mit ihm. Entscheidender jedoch ist das soziale Verhalten seines Vaters, der Verständnis zeigt und ihn auch noch ermutigt, indem er betont, dass niemand im Alter von zehn Jahren bereits ein Meisterschütze ist. So viele Pluspunkte für die Familie Stark.

Tyrion Lannister und Sansa Stark

Tyrion zeigt sehr viel Verständnis für die gebeutelte Sansa. (Copyright: HBO)

Als Stark-Mitglied im weiteren Sinne erweist sich Jon Snow, der als angeblicher Sohn von Eddard Stark nur als Bastard in der Gesellschaft fungiert. Hiermit wird sofort wieder die Empathie ins Spiel gebracht. Vom restlichen sozialen Netz ausgeschlossen zu werden, ist etwas, das bei jedem von uns Mitleid auslöst. Dass Jon nämlich nicht am Tisch der Familie sitzen darf oder allgemein von Catelyn Stark abgelehnt wird, ist definitiv nicht seine Schuld und wird als umso ungerechter empfunden. Ferner verhält er sich überaus sozial, indem er beispielsweise den ungeschickten Samwell Tarly verteidigt. Bei diesem Dickerchen empfinden wir übrigens erst mal deutlich weniger Mitgefühl, da er kaum etwas dafür tut, um von den anderen akzeptiert zu werden. Pluspunkte sammelt er eigentlich erst, nachdem er sich um Goldy beziehungsweise Gilly kümmert – ein eindeutig sozial positives Verhalten.

Auch die Einstellung zu Theon Graufreud/Greyjoy mag sich bei manch einem verändert haben. Zunächst scheint dieser recht unscheinbar. Zwar ist er offiziell eine Geisel der Familie Stark, dies löst jedoch kein Mitleid aus, da er ziemlich gut behandelt und von Sohn Robb Stark sogar als bester Freund angesehen wird. Mit der Entscheidung, seine „Adoptivfamilie“ zu verraten und kleine Kinder zu verbrennen, entwickelte er sich jedoch zu einer der meist gehassten Figuren der Serie. Im späteren Verlauf wurde dieser Hass allerdings wieder abgemildert, indem er über mehrere Staffeln von Ramsay Bolton erniedrigt und gefoltert wird. Was anfangs noch als gerechte Strafe empfunden wird, kann irgendwann nur noch als Qual gesehen werden. Auch dass er Sansa Stark dabei behilflich ist, ihrem Peiniger zu entkommen, zeigt sich als soziales Verhalten und holt ihm ein paar Pluspunkte zurück. Noch deutlicher ist der Wandel von Jamie Lannister. Erst scheint dieser ziemlich egoistisch zu sein und wirft sogar einen kleinen Jungen aus dem Fenster. Doch vor allem sein Verhalten gegenüber Brienne von Tarth wird in einen bewundernswert sozialen Kontext gesetzt. Er bewahrt sie nicht nur vor einer Vergewaltigung, er rettet ihr sogar das Leben — und das ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Parallel dazu verliert er fast zeitgleich seine rechte Hand und ist dadurch in sämtlichen Handlungsweisen eingeschränkt, was ihm zusätzlich Mitleid einbringt.

Als letztes Beispiel ziehen wir noch einmal Daenerys heran. Anfangs wird sie gezwungen, einen völlig Fremden zu heiraten, dessen Sprache sie nicht einmal spricht. Ihre Unsicherheit kann dabei gut nachempfunden werden. Im Laufe der Handlung mausert sie sich jedoch ganz schön und befindet sich nun schon länger in einer Position, in der sie kaum noch kleinzukriegen ist. Sämtliche Rückschläge werden von ihr schnellstmöglich zurückgeschmettert. Die Mutter der Drachen entwickelte sich also nach und nach zu einer Person, die man eher bewundert, als dass man sich mit ihr identifiziert. Dies ist auch eine Erklärung dafür, dass manche Fans nach wie vor voller Inbrunst hinter ihr stehen, andere sie jedoch inzwischen als langweilig erachten.

Das waren nur ein paar wenige Beispiele aus Game of Thrones, trotzdem sieht man sehr deutlich, dass an der Theorie von Karl Iglesias was dran ist: Mit den Methoden Neugier, Faszination und Empathie kann man Zuschauer emotional an eine Figur binden. Alle drei Ebenen wurden zur Genüge angewandt, was auch erklären dürfte, warum die meisten Fans der Serie nicht nur die Treue halten, sondern auch zig Charaktere in ihr Herz geschlossen haben. Es gilt: Neugier catcht, Faszination fokussiert und Empathie zieht den emotionalen Knoten fest. Und irgendwo sitzt George RR Martin und lacht sich ins Fäustchen, dass er uns schon wieder einen unserer Lieblinge genommen hat. Ein Serientod wäre doch aber auch so uninteressant, wenn der Figur niemand nachtrauern würde.

Tod von Jon Snow

Selten hat eine Serie so sehr schockiert wie Game of Thrones mit dem Tod von Jon Snow. (Copyright: HBO)

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